„Er ist genau instruiert, geht von Vitrine zu Vitrine und holt die Kunstgestände heraus, die Ljubomir E. im Katalog der Domschatzkammer vorher angekreuzt hat, weil sie besonders wertvoll sind“, berichtet die Oberstaatsanwältin, die sich 1996 in den Ruhestand verabschiedet hat. Der Dom-Räuber bemüht sich, leise zu sein. Kurz bevor die für den Beutezug angesetzten 30 Minuten verstrichen sind, fällt ihm eine Monstranz aus der Hand und rollt scheppernd über den Boden. Vilijam verschwindet schnell im Ventilatorschacht. Mösch: „Um 0.25 Uhr hören die beiden Dom-Wächter den Lärm, rufen den Domküster an. Die Domschatzkammer können sie nicht öffnen – sie haben keinen Schlüssel. Um 0.50 Uhr ist der Küster da. Er schließt auf und alarmiert sofort die Polizei.“ Im Polizeipräsidium geht diese Meldung ein: „Einbruch in die Schatzkammer der Hohen Domkirche zu Köln. Domnordseite.“ Vilijam ist inzwischen wieder auf der Domplatte, wirft seine Beute schnell in ein Gebüsch. Dann trifft er in einer Wohnung an der Hohe Straße seine Komplizen. Sie gehen zurück, sichern die Beute. Ljubomir nimmt sie an sich. „Man verabredet, sich am nächsten Tag zu treffen, um sie aufzuteilen“, so Mösch.Den drei Räubern sind Juwelen und liturgische Geräte im Wert von mehreren Millionen Mark in die Händegefallen. Prunkmonstranzen, Ketten, Bischofsringe, eine goldene Kusstafel, besetzt mit Perlen, Rubinen, Saphiren, Diamanten. Um den Domraub aufzuklären, wird eine Sonderkommission eingerichtet, Interpol eingeschaltet. Der entscheidende Tipp kommt 1976 – aus der Unterwelt. Wohl wegen der ausgesetzten Belohnung von 50.000 Mark. Im Juni 1976 werden Vilijam D. und Borislav T. in der Schweiz geschnappt. Im Kofferraum ihres gestohlenen Autos befinden sich Teile des Dom-Schatzes. Sie werden angeklagt und kassieren je fünf Jahre.Haupttäter Ljubomir E. geht der Mailänder Polizei ins Netz, wird im März 1978 zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.
Quelle: https://www.express.de/ (Stand: 18.01.2014), "Der spektakuläre Millionen-Raub im Kölner Dom"
Autor: Inge Wozelka