Kölner Dom
1248 Grundsteinlegung zum gotischen Dom
Am 15. August 1248 wurde von Erzbischof Konrad von Hochstaden der Grundstein zur heutigen hochgotischen Kathedrale gelegt. Die Architektur des neuen Domes orientierte sich eng an der modernsten französischen Architektur, vor allem an der Kathedrale von Amiens oder der Sainte-Chapelle in Paris. Vom ersten Dombaumeister Kölns weiß man wenig mehr als den Namen: Meister Gerhard. In seiner Größe sollte der neue Kirchenbau die früheren französischen Kathedralen sogar noch übertreffen und ging damit nahe an die Grenzen des damals technisch Möglichen. Die Bauarbeiten begannen mit der Errichtung des Domchores. Als man hierfür die Ostteile des Alten Domes mit Hilfe von Feuer niederlegen wollte, gerieten die Flammen außer Kontrolle, und auch der Westteil des alten Baues brannte zu großen Teilen ab. Im letzten Moment konnte man zumindest den Dreikönigenschrein und das Gerokreuz aus dem bereits raucherfüllten Dom retten. Während im Osten die Fundamente des neuen Chores gelegt wurden, wurde der Westteil des Alten Domes provisorisch wiederhergerichtet, um dort bis zur Chorvollendung die täglichen Gottesdienste und Stundengebete halten zu können.
Um 1265 war als erster Bauteil der Chorumgang mit den Chorkapellen vollendet. Während im inneren Chor noch reger Baubetrieb herrschte, wurden die Kapellen ausgestattet und an ihren Altären Messen gelesen. Die Gebeine der seligen Irmgardis und einiger bedeutender Kölner Erzbischöfe wurden im Laufe des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts aus dem Alten Dom in die neuen Chorkapellen übertragen und in neue Grabtumben gebettet. 1277 weihte der in Köln lebende Dominikaner, Gelehrte und Bischof, Albertus Magnus, den Altar der neuen Sakristei.
1322 Weihe des neuen Domchores
Um 1320 war schließlich auch der Binnenchor vollendet. 1322 wurde er geweiht und der Dreikönigenschrein in feierlicher Prozession in die der Gottesmutter Maria geweihte Achskapelle übertragen. Hier stand er, von wenigen Unterbrechungen abgesehen, bis 1864. Die trotz einzelner schmerzlicher Verluste in bedeutenden Teilen erhaltene Ausstattung des Hochchores ist in ihrem Erhaltungszustand und in ihrer künstlerischen Qualität einzigartig. Unter anderem in Lothringen und Paris geschulte Werkstätten schufen im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert die kostbar gefassten, höfisch elegant bewegten Chorpfeilerfiguren von Christus, Maria und den zwölf Aposteln sowie den Hochaltar aus schwarzem Kalkstein mit seinen Statuetten aus Carraramarmor, das Chorgestühl mit seinen überaus reichen, fantasievollen Schnitzereien und die Chorschrankenmalereien. In den Chorobergadenfenstern und in den Chorkapellen haben sich große Teile der mittelalterlichen Glasfenster erhalten.
Im Westen war der Chor über Jahrhunderte durch eine provisorische Wand von den im Mittelalter unvollendet gebliebenen Bereichen von Quer- und Langhaus getrennt.
nach 1520 Einstellung der Bauarbeiten
Nach der Chorvollendung wurde der Rest des Alten Domes gänzlich abgebrochen, und man begann mit dem Bau von Querhaus, Langhaus und Türmen – zunächst auf der Südseite, ab dem 15. Jahrhundert im Norden. Als um 1520 schließlich die Bauarbeiten für mehr als 300 Jahre unterbrochen wurden, glich der Dom in diesen Bereichen einer gewaltigen Bauruine. Lang- und Querhaus waren durch provisorische, nach unten offene Dächer geschlossen, die in den meisten Bereichen unmittelbar oberhalb der Pfeilerkapitelle in 15 Metern Höhe ansetzten. Nur die westlichen Bereiche der nördlichen Seitenschiffe waren bereits eingewölbt. Während die Außenmauern des Nordturmes teilweise nur fünf Meter hoch ausgeführt waren, hatte der Südturm mit einer Höhe von 56 Metern bereits ein gutes Drittel seiner heutigen Höhe erreicht. Auf dem Turmstumpf befand sich ein riesiger hölzerner Baukran, der jahrhundertelang das Wahrzeichen der Stadt Köln war und vielen als Mahnung galt, den Dombau eines Tages zu vollenden.
1794 Besetzung des Rheinlandes durch französische Revolutionstruppen
Eine der dunkelsten Zeiten in der Geschichte des Kölner Domes brach mit der Besetzung des Rheinlandes durch die Truppen der Französischen Revolution 1794 an. 1796 wurde der Dom für den Gottesdienst geschlossen und diente unter anderem als Pferdestall, Magazin und Kriegsgefangenenlager. Teile der Bleideckung auf dem Dach des Binnenchores waren bereits zuvor, wie auch einzelne Bronzebildwerke, zur Materialgewinnung eingeschmolzen, hölzerne Wappenschilde in antiklerikalen Festen öffentlich verbrannt worden. Die hölzerne Ausstattung des Langhauses wurde im Winter 1797/98 von Kriegsgefangenen als Brennholz verwendet. 1801 konnte der Dom als Pfarrkirche zwar wieder einer kirchlichen Nutzung zugeführt werden, der Bau zeigte sich aber durch jahrelange Vernachlässigung in einem bedenklichen Zustand. Mit der Wiederbegründung des Erzbistums Köln 1821 wurde der Dom erneut Bischofskirche.
1842 Grundsteinlegung zur Domvollendung
Die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert war aber auch eine Zeit, in der mittelalterliche Kunst und Architektur wiederentdeckt wurden. Der unvollendete Dom als größte gotische Kathedrale Deutschlands fand in dieser Zeit in besonderem Maße Aufmerksamkeit. Insbesondere die Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée sowie, neben vielen anderen, Joseph Görres, Johann Wolfgang von Goethe und Joseph von Eichendorff warben dafür, den Bau des Domes wiederaufzunehmen und die Kathedrale nach einer Baupause von über 300 Jahren zu vollenden. 1823/24 wurde die Kölner Dombauhütte wiederbegründet, die zunächst fast 20 Jahre damit beschäftigt war, den bestehenden Bau zu sanieren.
1842 legte König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den Grundstein zur Vollendung des Domes. Ihm galt der Bau in erster Linie als deutsches Nationaldenkmal, dessen Vollendung allen Deutschen, unabhängig von ihrer Konfession und ihrer Landeszugehörigkeit, ein Anliegen sein sollte. Die Bauarbeiten unter den Dombaumeistern Ernst Friedrich Zwirner und Richard Voigtel konzentrierten sich zunächst auf die Vollendung von Lang- und Querhaus. 1863 fiel die Trennmauer, die jahrhundertelang den fertigen Chor von den unvollendeten Bereichen getrennt hatte. Der gesamte Innenraum des Domes war nun erstmals erlebbar. Finanziert wurde der Dombau nicht alleine vom König. Bereits im Jahr der Grundsteinlegung 1842 gründeten Kölner Bürger den Zentral-Dombau-Verein, der am Ende 60 Prozent der für die Domvollendung nötigen Gelder aufbrachte. Der Verein existiert noch heute und finanziert nach wie vor zu einem erheblichen Teil die Arbeiten der Kölner Dombauhütte zur Erhaltung des Kölner Wahrzeichens.
1880 Domvollendung
In den 1860er und 1870er Jahren folgte schließlich die Fertigstellung der Türme. Die Dombauhütte, die zu dieser Zeit mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigte, setzte auf modernste Bautechnik, wie z. B. auf Windenwägen, die auf Eisenbahnschienen über die Baustelle fuhren oder auf den Einsatz einer Dampfmaschine. Als der Dom 1880 schließlich vollendet wurde, war er mit den beiden über 157 Meter hohen Türmen das höchste Bauwerk der Welt – dies, obwohl man sich bei deren Errichtung sehr genau an den mittelalterlichen Fassadenplan gehalten hatte, der bereits 600 Jahre zuvor, um 1280/90, entstanden war.
nach 1945 Wiederaufbau des Domes nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Kölner Dom durch 14 schwere Spreng- und über 70 Brandbombentreffer sowie durch Beschuss und auffliegendes Material schwere Schäden: die meisten Gewölbe der Mittelschiffe von Lang- und Querhaus waren eingestürzt, die Orgel und ein Großteil der Fenster des 19. Jahrhunderts zerstört, und am gesamten Bau zeigten sich unzählige größere und kleinere Absprengungen. Bedrohlich für den Dom war insbesondere ein Bombentreffer an einem der Turmpfeiler, der noch während des Krieges provisorisch mit Ziegelsteinen repariert wurde. Glücklicherweise hatte man die mittelalterlichen Fenster und viele bedeutende Ausstattungsstücke des Domes rechtzeitig ausgebaut und andere vor Ort durch Sandsäcke und Verschalungen geschützt, so dass es keine großen Verluste an mittelalterlichen Kunstwerken im Dom gab.
Unter größten Anstrengungen gelang es der Dombauhütte bis zur 700-Jahrfeier der Grundsteinlegung im Jahr 1948, Chor und Querhaus und bis zum Katholikentag 1956 auch das besonders schwer getroffene Langhaus wiederherzustellen. Noch immer findet man am Bau zahlreiche kleinere Kriegsschäden. Heute gilt die Hauptaufgabe der Kölner Dombauhütte aber der Restaurierung des durch Verwitterung und Umwelteinflüsse schwer geschädigten Steinwerkes sowie der Konservierung und dem Schutz der wertvollen historischen Fenster.
1996 wurde der Kölner Dom in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommen.
2005 Weltjugendtag
Ein besonderes Ereignis in der jüngsten Geschichte des Kölner Domes war der XX. Weltjugendtag 2005 und der Besuch Papst Benedikts XVI. in Köln. Hunderttausende junge Christen nahezu aller Nationen machten sich zwischen dem 16. und 21. August auf den Weg nach Köln und verwandelten die Stadt und den Dom in einen "vor Euphorie brodelnden Kessel" des Glaubens und der puren Lebensfreude. Es war das größte Fest, das jemals in der Geschichte der Stadt Köln gefeiert wurde.
Quelle: https://www.koelner-dom.de/ (Stand: 24.08.2018)
Autor: Matthias Deml