Helioswerke

1870 wurde in der damals noch selbstständigen Industriestadt Ehrenfeld die Gesellschaft für elektrisches Licht und Telegraphenbau Barthel Berghausen und Cie gegründet. Aus dieser ging am 31. Juli 1884 die Helios AG hervor. Der Fabrikstandort an der Venloer Straße Nr. 387–389 wurde auch aufgrund der Nähe zur Pferdebahn-Strecke nach Köln und zum Bahnhof Ehrenfeld an der Eisenbahnstrecke Köln-Aachen gewählt.

Das Helioswerk, benannt nach dem griechischen Sonnengott, gehörte um die Jahrhundertwende zu den innovationsfreudigsten Unternehmen dieser Art. Man stellte komplette Elektrizitätswerke mit dem damals neuen Wechselstromsystem her, die europaweit in Betrieb genommen wurden. Zu den europa- und weltweit exportierten Produkten gehörten auch Generatoren, Transformatoren, Glühlampen und Beleuchtungstechnik für den öffentlichen Raum. Ebenfalls zur Produktpalette gehörte der Bau von Leuchtfeuern und -türmen. So stattete Helios die Anlagen auf Borkum (Kleiner Leuchtturm Borkum), Sylt (Kampen), Wangerooge und die Befeuerung der die Wesermündung aus, ebenso wie die Seesignaltechnik des Nord-Ostsee-Kanals.

Die Helioswerke betrieben auch den Bau und die Ausrüstung von elektrischen Straßenbahnen, die deutschland- und europaweit verkauft wurden. Auf dem Gelände des Werkes gab es einen Test-Rundkurs für diese Fahrzeuge, der – je nach Bedarf – mit Wechsel- oder Gleichstrom betrieben werden konnte. 1891 war die Firma mit einem Messestand an der historisch bedeutsamen Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung vertreten.

Nach der Jahrhundertwende führten eine abflauende Nachfrage und der verlustbringende Erwerb der Berliner Bank für elektrische Industrie im Jahre 1899 dazu, dass die Helios AG schließlich zum Sanierungsfall wurde: Siemens und AEG stiegen 1904 in das Unternehmen ein, um ab dem Jahr 1905 jedoch die Liquidation des Unternehmens zu betreiben. Endgültig wurden die Pforten des Werkes mit dem Ende der Liquidation 1930 geschlossen.

Der heutige Leuchtturm ersetzte drei Jahre nach Inbetriebnahme der Fabrik eine erste, weniger repräsentative Test- und Vorführanlage für Leuchtfeuer. Sein 12 Meter hohes Sockelgebäude, erbaut im historistischen Stil, hat einen quadratischen Grundriss und wurde an die nordwestliche Ecke der großen Werkhalle gesetzt.  Auf ihm steht der eigentliche Turm aus rotem Backstein. Er ist rund gebaut und verjüngt sich nach oben. Der Schaft trägt eine auf Konsolen auskragende Plattform, auf der sich bis zum Zweiten Weltkrieg ein Versuchsleuchtfeuer befand. 1996 wurde das Lampenhaus mit einer ans Original angelehnten Eisen-/Glaskonstruktion wiederhergestellt und mit einer blendfreien Dauerbeleuchtung, jedoch ohne jede Optik, ausgerüstet. Eine eiserne Spitze dient als Blitzableiter. In der heutigen Straßenführung steht der Turm an der Heliosstraße, die das ehemalige Helios-Gelände nach Nordwesten begrenzt. Der Turm steht seit dem Jahr 1986 unter Denkmalschutz.

Man kann davon ausgehen, dass der Ehrenfelder Leuchtturm über seine technische Funktion hinaus auch als Blickfang und Wahrzeichen der Helios AG konzipiert wurde. Der Bau und die Ausrüstung von Leuchttürmen und -feuern war ein Betriebszweig der Helios AG. Mit ihrer Technik wurden unter anderem die Leuchtfeuer Roter Sand, Borkum, Kampen und Wangerooge realisiert. Auch die komplette Seesignaltechnik des Nord-Ostsee-Kanals, bestehend aus 20 Leuchtfeuern, stammte aus Köln-Ehrenfeld. Der Idee eines Wahrzeichens wird der Turm heute noch gerecht – die Ehrenfelder erinnert er eindrucksvoll an die Zeit des 19. Jahrhunderts, in welcher der damalige Vorort von großen Industriebetrieben geprägt wurde.

Neben dem Leuchtturm Moritzburg und dem Neuen Lindauer Leuchtturm ist der Heliosturm einer der wenigen Binnenleuchttürme Deutschlands. Eine Funktion für die Binnenschifffahrt auf dem sechs Kilometer entfernten Rhein, die dem Turm oft scherzhaft zugeschrieben wird, ist nicht nachweisbar.

Der Heliosturm ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Seit 2001 wird er von Funkamateuren im Rahmen des Internationalen Leuchtturm- und Feuerschiff-Wochenendes einmal jährlich mit einer Antennenanlage ausgerüstet. Unter der internationalen Leuchtturmbezeichnung FED-107 und dem Rufzeichen DE0011 ist der Turm dann mit über 300 teilnehmenden Leuchtfeuern auf der ganzen Welt verbunden.

Quelle: https://www.wikipedia.org/ (Stand: 24.08.2018)