Nächste Verwandtschaft

Ob Gorillas, Orang-Utans oder Bonobos: Begeben Sie sich auf eine spannende Reise in die Welt der Menschenaffen – und beobachten Sie das turbulente Leben von Gorilladame Kissa und ihrem Jungtier Kiano oder Orang-Utan-Weibchen Cori.

Viel Raum zum Toben

Neun große und kleine Affenarten haben im 1985 eröffneten Urwaldhaus ihr Zuhause gefunden. In der freien Wildbahn sind viele von ihnen vom Aussterben bedroht. Hier können sie in ihren natürlichen Familienverbänden ausgiebig durch die weitläufigen Gehege toben. Tierische Wohngemeinschaften zwischen verschiedenen Affenarten und Futterboxen lassen keine Langeweile bei den nächsten Verwandten des Menschen aufkommen. Über Glas verkleidete Gänge haben alle Tiere die Möglichkeit, die großen Außenanlagen zu nutzen. Für tropische Urwaldatmosphäre sorgt die exotische Baum- und Pflanzengestaltung.

Bonobos leben in den Regenwäldern des Kongobeckens. Sie wurden erst 1933 als eigene Art erkannt, zuvor wurden sie als "normale" Schimpansen angesehen. Von diesen unterscheiden sie sich jedoch in vielen körperlichen Merkmalen, sie sind langgliedriger und schlanker als Schimpansen. Auch im Verhalten gibt es Unterschiede.

Bonobos leben in Gemeinschaften von 50-120 Tieren in einem Gebiet von etwa 100 km². Die Mitglieder einer Gemeinschaft kennen sich gut, leben aber nicht ständig zusammen. Einige Tiere treffen sich für mehrere Stunden und gehen dann wieder auseinander. Eine solche Form des Zusammenlebens wird als Fission- Fusion System bezeichnet. Es hat sich als Anpassung an das unregelmäßige Nahrungsangebot entwickelt. Denn die Hauptnahrung Früchte steht den Bonobos immer nur in kleinen Mengen zur Verfügung.

Die Weibchen verlassen die Gemeinschaft und schließen sich anderen Gemeinschaften an. Die Männchen haben oft eine enge Bindung an die Mutter und bleiben lebenslang in deren Nähe. Zwischen den einwandernden, nicht verwandten Weibchen werden neue, feste Bindungen aufgebaut. Bei Konflikten um Futter oder Partner sind die Weibchen gegenüber den Männchen häufig überlegen, Spannungen werden aber nur selten aggressiv ausgetragen. Vielmehr werden sie über sexuelle Kontakte "entschärft". Für Partner, die kommen und gehen, ist Sex insofern ein geeignetes Instrument, friedlich miteinander auszukommen.

Systematik: Primaten, Große Menschenaffen

Verbreitung: Kongobecken

Lebensraum: Regenwälder

Tragzeit: ca. 8 Monate

Körpergewicht: 30 kg (w), 40 kg (m)

Bestand im Freiland: wenige Tausend, vom Aussterben bedroht

Bestand in europäischen Zoos: ca. 70

Nahrung: Früchte, Blätter, Insekten

Gorillas sind mit einem Körpergewicht von ca. 100 kg für die Weibchen und bis zu 275 kg für die Männchen die schwersten Menschenaffen. Sie halten sich überwiegend am Boden auf und suchen dort nach Nahrung. Gorillas sind ausschließlich Vegetarier. Sie fressen krautige Pflanzen, Stängel, Schösslinge und Sprossen. Diese Nahrung ist sehr rohfaserreich, aber oft nährstoffarm. Gorillas müssen daher großen Mengen fressen und sind damit den ganzen Tag beschäftigt. Zwischendurch müssen sie aber längere Ruhephasen zur Verdauung einlegen.

Gorillas leben in Haremsgruppen, bestehend aus einem geschlechtsreifen Männchen und mehreren Weibchen mit ihrem Nachwuchs. Die Mitglieder einer Haremsgruppe haben selten körperlichen Kontakt. Ältere Männchen haben ein silbrig-graues Rückenfell und wirken sehr imposant. Ganz im Gegensatz zu ihrem "King-Kong-Image", das ihnen durch die Filmindustrie angedichtet wurde, leben Gorillas konfliktarm. Obwohl sie von der Kieferstärke und Körperkraft her in der Lage wären, anderen erhebliche Verletzungen zuzufügen, vermeiden sie kämpferische Auseinandersetzungen.

Primaten zeichnen sich durch eine lange Kindheit und Jugend aus. Bei den Großen Menschenaffen ist sie etwa halb so lang wie beim Menschen, aber damit für einen Primat sehr lang. Diese Zeit ist für die Tiere besonders wichtig. Da die Hirn- und Nervenstrukturen jetzt noch sehr flexibel sind, können sie viele wesentliche Informationen für ihr Überleben erwerben. Da Menschenaffenkinder in dieser Zeit des Lernens zugleich aber auch noch hilflos sind, brauchen sie - wie Menschenkinder auch - eine soziale Umgebung mit stabilen Beziehungen. Die Bindung zur Mutter ist in der Zeit sehr eng.

Gorilla gorilla gorilla | Lowland Gorilla

Systematik: Primaten, Große Menschenaffen

Verbreitung: Nigeria, Kamerun, Kongo

Lebensraum: tropische Regenwälder

Tragzeit: ca 8,5 Monate

Körpergewicht: ca. 75 kg (w), 140 - 170 kg (m)

Nahrung: Pflanzen, Schösslinge, Blätter

Bestand im Freiland: wenige Tausend, vom Aussterben bedroht

Orang-Utans sind Baumbewohner der tropischen Regenwälder, sie kommen in den zwei Arten Borneo-Orang-Utan und Sumatra-Orang-Utan auf diesen indonesischen Inseln vor und sind die einzigen Großen Menschenaffen außerhalb Afrikas.

Orangs gelten in der Natur als Einzelgänger. Oft findet sich auf einen Quadratkilometer nur ein Orang-Utan. Nur die Weibchen mit ihren Kindern werden von ihrem Nachwuchs und manchmal auch von anderen Müttern mit ihrem Nachwuchs begleitet. An guten Fruchtbäumen treffen sich aber gelegentlich mehrere Tiere, die hier einige Zeit miteinander fressen und dann wieder auseinander gehen.

Orang-Utans zeigen sich besonders geschickt beim Manipulieren von Gegenständen. Wie Schimpansen nutzen auch sie verschiedene Objekte als Werkzeuge. So konnte im Freiland der Einsatz von Ästen als Fliegenklatsche oder als Kratzstock beobachtet werden. Stöcke werden als Stocherinstrumente zum Hervorpulen von Insekten oder zum Entkernen von Früchten eingesetzt, Blätter wie Handschuhe benutzt, um stachelige Früchte oder Zweige zu bearbeiten. Belaubte Zweige werden eingesetzt, um Wasser aufzufangen und abzulecken..

Auch in Zoologischen Gärten zeigen Orangs vielfältigen Werkzeuggebrauch. Um diese Verhaltensweisen zu fördern, beschäftigen die Pfleger die Tiere mit verschiedenen Materialien. So wird ihnen zum Beispiel in verschlossenen Gummiröhren Körnerfutter angeboten, dass sie nur durch geschicktes Schütteln oder durch Stochern mit einem Stöckchen aus kleinen Löchern hervorholen können.

Pongo pygmaeus | Bornean Orang-Utan

Systematik: Primaten, Große Menschenaffen

Verbreitung: Borneo

Lebensraum: tropischer Regenwald

Tragzeit: 7,5 - 9 Monate

Körpergewicht: 35 - 45 kg (w), 80 - 90 kg (m)

Bestand im Freiland: wenige Tausend, vom Aussterben bedroht

Bestand in europäischen Zoos: ca. 160

Nahrung: Früchte, junge Blätter, Insekten

Quelle: https://www.koelnerzoo.de/ (Stand: 24.08.2018)